Marketing

Heute, 11Uhr in der Marketingabteilung des Convenience Food Herstellers Don Fantastico.

Marketingmanager 1: Ach du Scheiße!

Marketingmanager 2: Was?

M1: Ich lese gerade: Anders Breivik klagt gegen seine Haftbedingungen. Der ständige Verzehr von Fertiggerichten sei schlimmer als Waterboarding.

M2: Ach du Scheiße!

Marketingmanager 3: Wo?

M1: Bild.de

M3: Ach du Scheiße!

M1: Fertiggerichte als Foltermethode, das ist eine Katastrophe!

M2: Wir haben die Ökos am Hals, die Veggies und jetzt auch noch einen Massenmörder!

M3: Massenmörder hin oder her, der Kerl redet Schwachsinn.

M1: Und das in jeder Zeitung, Fertiggerichte als Folter, so was bleibt hängen.

M3: Den Kerl hätte man hängen sollen, dann könnte der keinen Schwachsinn erzählen.

M2: Die Frage ist, was machen?

M1: Vielleicht die Jetzt-ohne-Geschmacksverstärker-Kampagne vorziehen?

M3: Wir machen so eine Kampagne? Was ist mit Hefeextrakt?

M1: Hefeextrakt klingt harmlos, da denkt keiner an was Schlimmes. Und die Neuen, B324 und D539, sollen die uns erst mal nachweisen.

M2: Ich befürchte nur, das wird den Schaden nicht aufwiegen, wir müssen JETZT reagieren, das irgendwie entkräften.

M3: Oder doch erst mal abwarten? Ein Massenmörder, der was gegen Fertiggerichte sagt, das könnte uns auch in die Karten spielen.

M1: Du meinst, von wegen, Hitler war Vegetarier?

M3: Genau, was der Böse gut findet, ist böse und was der Böse böse findet, ist gut.

M2: Ich weiß nicht, Folter bleibt Folter.

M1: Dann halt Testimonials. Eine kranke Frau. Hühnersuppe hat mein Leben gerettet!

M2: Aber wie platzieren?

M1: Keine Ahnung, Talkshow, beiläufig im Nebensatz.

M3: Oder Flüchtlinge!

M1 und M2: Sehr gut!

M1: Essen verteilen an Flüchtlinge. Ausgehungert, und dann Ravioli essen.

M3: Mütter mit Kindern am besten. Nichts geht über lachende Kinder!

M2: Aber ich weiß nicht, das kann auch schnell billig wirken.

M3: Billig im Sinne von anbiedernd?

M2: Eher billig im Sinne von billiges Essen.

M1: Du hast Recht, imagemäßig machen wir seit Jahren einen auf Gourmetküche, das können wir nicht einfach aufs Spiel setzen, indem wir Flüchtlinge durchfüttern.

M3: Da ist was dran, wer Hunger hat, braucht Brot und kein Kaviar.

M2: Was also dann?

M1: Zur Not Studien. Ich hab da noch einige in der Hinterhand. Zum Beispiel diese hier: Glutamat wirkt scheinbar krebshemmend.

M2: Im Ernst?

M1: Laut dieser Studie schon.

M3: Das braucht aber zu lange, bis das viral geht, außerdem wird so was schnell zum Bumerang.

M1: Dann weiß ich auch nicht.

M3: Mist ist da alles!

M2: Oder doch wieder Bakterien?

M1 und M3: Sehr gut!

M1: Ein paar Biogurken kontaminieren, ein paar Dutzend Infizierte, und zack ist es vorbei mit dem Frischewahn.

M3: Und wir sind wieder im Rennen, sicheres Essen aus der Dose, das könnte klappen.

M1: Also los, Meeting mit der Geschäftsführung, heute 14Uhr. Kurze PowerPoint Präsentation. Inklusive Maßnahmenkatalog und voraussichtliche Umsatzentwicklung.

M2: Davor aber noch was Essen.

M3: Aber was Leichtes!

M2: Salatbar?

M3: Liebend gerne.

M1: Dann los.

3 Gedanken zu „Marketing“

  1. Spannendes Dialogkonzept. Spannender Blog. Sich mit Religion auseinanderzusetzen kann 2016 nur als fortschrittlich und avantgardistisch bezeichnet werden, scheint mir!

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  2. Spannendes Dialogkonzept, spannender Blog. Sich mit Gott auseinander zu setzen kann 2016 nur als fortschrittlich bis avantgardistisch bezeichnet werden, scheint mir.

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    1. Danke, und interessante Einschätzung, ich sag mal wie im Marketing so auch mit der Religion, Trends kommen und gehen, aber das Gute bleibt; weswegen eine Rückbesinnung auf das eigentlich Wertbeständige durchaus fortschrittlich sein kann, da gebe ich dir Recht.

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